Inszenierung

Destructive War - Zerstörerischer Krieg

Eine Ausstellung im Pergamon - Museum in Berlin zeigt römische Marmorkopien von
zehn Bronzefiguren des so genannten Kleinen Attalischen Weihgeschenks von der Südmauer der Akropolis in Athen. Alabastermarmor.

Die Originale entstanden  um 160-150 v.Chr.
Alle Figuren: Stürzende, Sterbende, Niedergestreckte, Tote.

Ein einziges Sterben erfüllt den Raum.
Der hingestreckte tote Gallier, dessen Blut aus der Wunde tropft, die der tödliche Pfeil hinterlassen hat, ist plötzlich ganz nah in seiner Leblosigkeit und Endlichkeit.
Mit grosser Empathie hat der Künstler dem Gefallenen eine Würde verliehen. Es ist als hätte er dem feindlichen Krieger seine Unschuld zurückgegeben.
Auch die hingestreckte tote Gallierin, mit nackter Brust, ist zutiefst berührend in ihrer Würde.Nach Ausweis einer frühen Zeichnung war sie mit einem an ihrer Brust nach Milch suchenden Säugling wiedergegeben.
(Die Gallierinnen begleiteten mit den kleinen Kindern auf dem Arm ihre Männer in die Schlacht, um diese zu unerhörter Tapferkeit anzustacheln.)
Ein gefallener Perser, gekrümmt im Todesschmerz und verendet - Schild und Schwert liegen nutzlos neben ihm.
Rücklings hinstürzender Gallier, sitzender sterbender Gallier - alle dahin; eine einzige Anklage gegen den Krieg.


Fast 2200 Jahre trennen uns von ihrem Sterben. Ein weises Weihgeschenk?
Die griechischstämmigen Pergamener haben in diesem Kampf die barbarischen Gallier restlos vernichtet.
Der Sieg von Pergamon erhebt sich über diesen Opfern.
Ist es ein Denkmal für die Gefallenen und Getöteten?
Für uns Nach-Geborene ist es das. Die Finger des sitzenden sterbenden Galliers graben sich vor unseren Augen in den Sand - er wird zu unserem Zeitgenossen.
Es ist der Schmerz, der aus diesen Sterbenden, diesen Toten ganz unmittelbar zu uns spricht.
Wir identifizieren uns mit den Opfern.
Nicht der Siege im Krieg erinnern wir uns, sondern der Opfer.
Sie sterben und krümmen sich stellvertretend für die unzähligen Opfer in unzähligen Kriegen.

Dieser Gedanke trägt uns in die Aufführung. Wir klagen den Krieg an.

Olga Motta